Der Geesthof und seine Geschichte
In Klint (= Klippe) stößt ein Geesthügel direkt an die Oste und so entstand hier vor langer Zeit eine natürliche Furt, die ein Überqueren der Oste möglich machte und zu einem Hauptverbindungsweg zwischen Hamburg und Bremen gehörte.
Im Mittelalter gehörte das Elbe-Weser-Dreieck im wesentlichen zum Erzbistum Bremen/Verden. Der Erzbischof von Bremen, vergleichbar mit einem weltlichen Fürsten, hatte seinen Sitz nicht etwa in Bremen, sondern in Bremervörde an der Oste.
 
 Die Kranenburg war ein zweistöckiger Fachwerkbau, umgeben von Holzpalisaden, breiten Wassergräben und Wallanlagen. Die umliegende unwegsame Marsch machte Steinmauern unnötig. Das Wohnen direkt an der Oste war aber weder für die Familie von Marschalck noch für die Familien, die die Burg bemannen mussten wegen der Sturmfluten unbequem. Die Burg verlor nach und nach an Bedeutung.
Die Marschalcken zogen auf die andere Osteseite, auf den Geesthof. Hier bauten sie einen bestehenden Hof 1566 zum Stammsitz der Familie aus. Er bestand aus einem 2-stöckigen Gutshaus und mehreren Gutsgebäuden, die durch Wall und Graben geschützt waren.
 
 Im Dreißigjährigen Krieg kämpften die Marschalcken und die Brobergen Seite an Seite mit den Schweden gegen die Katholische Liga. Die Brücke, die hier über die Oste führte und den Geesthof mit dem Ort Kranenburg verband, überdauerte den langen Krieg nicht. Die Holzbrücke wurde durch die Schweden beim Herannahen der katholischen Tilly'schen Truppen zerstört. Auch die Burg wurde im Krieg zerstört und danach nur in Teilen wieder aufgebaut. Die Menschen der Kranenburg zogen nach und nach auf den sicheren Geesthügel, der heute das Dorf Kranenburg bildet. Lediglich ein Wohnhaus und bis 1816 auch die Kapelle blieben an der alten Burgstelle.
Die Familie von Brobergen starb 1745, nach vielen Fehden und Gerichtsprozessen, von denen einige Akten bis heute erhalten sind, schließlich aus. Auch nach fast 300 Jahren besteht der Konflikt noch weiter. 2008, als das Schicksal der Fähre in Brobergen diskutiert wurde, und die Fähre um einige hundert Meter auf das Gemeindegebiet des Dorfes Kranenburg verlegt werden sollte, sagten einige Einwohner des Dorfes Brobergen: "Was immer auch mit der Fähre passiert, aber die Marschalcks kriegen die nicht!" Inzwischen wird die Fähre, wie auch die Gaststätte, von einem Verein weiter in Brobergen betrieben und bietet sich als schönes Ausflugsziel für eine Fahrradtour an. Wer noch Puste hat, kann nach dem Übersetzen mit der Fähre in Gräpel erneut über die Oste setzen und so eine schöne Rundtour fahren.
1860 wurde das Gutshaus auf dem Geesthof in ein Schloss umgebaut und erweitert. Ein italienischer Architekt baute, entsprechend der damaligen Mode, kleine Türme, Erker und Terrassen. Das Fachwerk wurde verputzt, die Dachrinnen in Putz gelegt. Leider entsprach die Bauweise nicht den norddeutschen Witterungsverhältnissen. Der Frost sprengte den Putz und Wasser drang in das Mauerwerk ein. Das Schloss musste 1899, von Schwamm befallen, abgerissen werden.
Übrig blieb der Marstall, auch Pferdestall, welcher als Pächterhaus diente und heute zum Restaurant ausgebaut wurde.
Erhalten blieben auch Teile des Schlossparks. Vor allem der Wirtschaftsgarten (Obst und Gemüse) wurde auch nach dem Abriss des Schlosses weitergeführt. Der Schlosspark ist der heutige Campingplatz, viele alte Parkbäume sind hier erhalten geblieben und könnten uns interessante Geschichten erzählen.
In den 20er Jahren, als die Fähre vom Geesthof nach Kranenburg noch in Betrieb war, beschwerte sich der Fährmann in Kranenburg, dass sich das Fährseil an dem die Fähre gehalten wurde, immer wieder an festen Gegenständen, die auf dem Ostegrund liegen mussten, verhakte. Daraufhin wurde ein Taucher eingesetzt, um diese Gegenstände zu untersuchen.
Er stellte zum einen fest, dass in der Oste große Stümpfe von riesigen Eichenpfählen vorhanden waren, die Reste der ersten Klappbrücke über die Oste aus dem 14./15. Jahrhundert, zum anderen wurden aber auch Holzteile gefunden, die von einem Wrack stammen mussten. Es waren Eichenhölzer, die zu einem Bug eines größeren Schiffes gehörten.
Wie kam ein solches Schiff in die Oste? Die zu dieser Zeit verkehrenden Osteewer waren viel kleiner. War es eines der sagenumwobenen Schiffe des Klaus Störtebekers, der im Jahre 1401 in Hamburg geköpft wurde und dessen Flotte sich danach auflöste und verschwand?
Als sicher gilt, dass aus dem Land Hadeln und der Oste, freiheitsliebende Gesellen, zu den "Likedeelern" des Klaus Störtebekers gehörten und nach seiner Hinrichtung wieder in ihrer Heimat untergetaucht sind.
1949 schließlich brannten alle Gebäude des Geesthofes bis auf das damalige Pächterhaus, das heutige Restaurant, nieder. Bei diesem Großbrand, begünstigt durch lange Trockenheit und einen scharfen Wind, brannten 35 Gebäude in Klint, die meisten davon reetgedeckt ab. 18 Gebäude, die bereits Feuer gefangen hatten konnten von den 14 Freiwilligen Feuerwehren, die aus der Umgebung zusammengezogen wurden gerettet werden.
Durch den alten Baumbestand an Linden und Buchen und unsere Tiere in der Ferienanlage, wie Pferde, Ponys, Enten und Katzen, wird die Erinnerung an das ehemalige Gut Geesthof und sein Schloss wieder wach.
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